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Work life Balance: Arbeit versus Freizeit?

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Die Arbeitsmotivation in Deutschland ist laut Meinungsforschungsinstitut Gallup nicht auf dem optimalen Niveau. Und wen wundert’s : Viele Menschen führen einen Beruf aus,  mit dem einzigen Ziel des Geldverdienens. Natürlich kann man nicht erwarten, dass jeder die Möglichkeit und die Motivation hat, seiner “inneren Berufung” nachzugehen. Oft ist der erstbeste und schnell(er) zu erreichende Beruf die einzige Möglichkeit, Rechnungen zu bezahlen und finanziell stabiles und “sicheres” Leben zu starten. Oder man tritt nach langjährigem Studium und zahlreichen unbezahlten Praktika endlich ins Berufleben ein und möchte so schnell auch nicht mehr zurück. Dass man sich damit allerdings häufig für sein restliches Leben keinen Gefallen tut, wird durch anfängliche Euphorie (“Endlich eigenes Geld verdienen”) gerne vergessen. Doch irgendwann wird klar, dass es nicht das monatlich volle Konto, während eines sonst mit unliebsamer Arbeit gefüllten Monats ist, das einen mit Glück und Freude erfüllt.

Arbeit oder Alltag?

Work life Balance ist hier ein Begriff, der in dieser Hinsicht häufig fällt. Das Konzept soll helfen aus diesem Dilemma herauszukommen und ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit herzustellen. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, wo das eigentliche Problem liegt: Eine Balance suggeriert immer zwei Waagschalen, mit gleich viel Gewicht, die aber dennoch voneinander getrennt werden. Auf der einen Seite steht das Leben, das erfüllt ist mit Freiheit, Freude und Glück. Dem entgegen steht die Arbeit, die anscheinend alles andere zu sein scheint: zwanghaft, nervenaufreibend, beschwerend usw. Viele Menschen trennen folglich Arbeit und Leben, sind froh, wenn der Feierabend naht.

Work Life Blending

Für viele endet die Arbeit, sobald sie nicht mehr im Betrieb sind. Andere beantworten Zuhause noch schnell E-Mails, führen Videokonferenzen im Cafe und nehmen den Laptop mit in den Urlaub. Maximale Flexibilität der Arbeitnehmer wird mittlerweile häufig verlangt. Dieses Verschwimmen von Arbeit und Freizeit scheint erstmal ein Lösungsansatz gegen die scharfe Trennung und für das Annähern der beiden zu sein. Es ist allerdings ein Trugschluss zu glauben, Arbeit würde leichter fallen, wenn ich sie mit dem Privatleben verbinden kann, obwohl ich in Wirklichkeit noch weniger eigene freie Zeit zur Verfügung habe. Die Einstellung zur Arbeit habe ich damit nämlich noch nicht verändert.

Die perfekte Balance

Es scheint also, als müsste es ein Umdenken geben, in Bezug auf unsere Einstellung zur Arbeit. Ein integrativer Ansatz scheint hier vonnöten. Doch zunächst müssen wir uns vielleicht fragen, was Arbeit überhaupt ist. Per Definition ist sie : Eine zielgerichtete, soziale, planmäßige und bewusste, körperliche und geistige Tätigkeit. Klingt erstmal gar nicht so schlimm. Und erinnert doch stark an das, was wir idealerweise so in unsere Freizeit machen: Den Garten auf Trab bringen, Laufen, ein Buch schreiben, Kochen, Teddybären nähen, Raufasertapete Fotografieren, Kakteen züchten, das Meerschweinchen unterhalten oder die Wohnung umdekorieren. Also kurzum: Aktiv einem Hobby nachgehen.

Mögen wir das, was wir tun, nehmen wir Zeit und Anstrengung in Kauf, um dieser Tätigkeit nachzugehen. Ein Hobbygärtner oder-Läufer beispielsweise wird dies nicht bestreiten. Nichtsdestotrotz geschieht Arbeit ursächlich aus der Notwendigkeit, das eigene (Über)Leben zu sichern. Irgendwie muss es also möglich sein, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen und dennoch nicht vollständig fremdbestimmt und unglücklich ein Drittel seines Lebens mit der falschen Arbeit zu verbringen.

Arbeit als natürliches Bedürfnis

Unser Leben besteht also aus Arbeit. Genau genommen wäre es ohne sie nicht möglich, ein zufriedenes Leben zu führen. Arbeit ist auch nichts, das uns von”außen” aufgetragen werden muss, sondern es ist eher ein inneres Bedürfnis. Jeder Mensch fängt von sich aus früher oder später an, einer Tätigkeit nachzugehen, Dinge zu entdecken, zu erforschen, zu bauen…kurzum: Probleme zu erkennen und entsprechende Lösungsstrategien zu entwickeln (Man stelle sich einen auf einer einsamen Insel gestrandeten Menschen vor…). So gesehen, sollten wir uns das natürliche Bedürfnis, zu arbeiten, zu Nutze machen.

Und zwar indem wir darauf achten, dass wir a) etwas tun, dass uns mit  Glück und Freude erfüllt, auch wenn es anstrengend ist und  b) mit uns selbst integrierbar und vereinbar ist. Diese Punkte sind so wichtig, dass es eigentlich gar nicht oft (und früh)  genug gesagt werden kann: Wir sollten uns hauptsächlich mit Dingen umgeben, die uns auch gut tun. Dazu gehört selbstverständlich nicht nur die Art des Berufs, sondern auch die Umstände, unter denen wir arbeiten. Eine 40 Stunden Woche, in welcher wir kaum selbstbestimmt sind und jegliche Kreativität und geistige Entfaltung im “Das wird so gemacht und nicht anders”-Arbeitseifer erstickt, bringt auch dem nichts, der glaubt, seinen vermeintlichen Traumberuf gefunden zu haben.

Lieber doch Tierpflege statt BWL?

Wer also Beruf und Leben in Einklang bringen will, der muss zunächst wirklich wissen, was er/sie sein ganzes Leben machen und wofür er oder sie Zeit aufbringen will und kann. Dazu gehört aber auch eine gute Portion Selbsteinschätzung. Zu glauben, man hätte den perfekten Beruf des Maschinenbauers, weil Mathe und Physik die einzigen Fächer waren, in denen mehr als eine 4 drin war, der läuft wohl gegen die Wand. Genauso hat man nicht den idealen Beruf gefunden, weil man “doch schon 5 Jahre BWL studiert hat”. Ganz nach dem Motto : “Ich habe das jetzt 5 Jahre meines Lebens gemacht und gut abgeschnitten, also werde ich es wohl gut finden.” Genau diese Einstellung führt häufig in das gefürchtete Hamsterrad, in welchem nur noch 2 Wochen Uralub im Jahr und 2 Tage Wochenende in der Woche, so etwas wie Leben erahnen lassen.

Häufig ist der ideale Beruf etwas, das wir gar nicht erst in Erwägung gezogen haben, weil er irgendwie nicht in das Bild gepasst, zu wenig Gehalt versprochen und wenig “geradlinig” oder “typisch” ausgesehen hätte. Z.b. erkennt der langjährige Ordnungsamtmitarbeiter erst nach 10 Jahren im falschen Beruf, dass er eigentlich sein Leben lang lieber mit Tieren arbeiten wollte und besser Tierpfleger geworden wäre, es sich aber nie eingestehen wollte. Und die Bankkauffrau ist in Wirklichkeit eine begnadete Musical Choreographin 🙂 . Viele Leute erkennen ihre missliche Lage, können sich aber nicht dazu überwinden (z.T. weil Verlust der finanziellen Sicherheit droht), endlich selbstständig zu werden, oder einfach den Job zu wechseln und bleiben auf der vermeintlichen “sicheren” Seite. Das diese Seite einen klaren Verlierer hervorbringt, nämlich das eigene Selbst, ist jedem irgendwie bewusst oder meist unbewusst klar. Eine diffuse, innere Unzufriedenheit blockiert dann teilweise das gesamte Leben.

Berufung, Teilzeit oder Selbstständigkeit

Die massenhaft verfehlte Berufswahl ist auch ein wirtschaftliches Problem. Jemand, der im falschen Beruf arbeitet, ist oft unglücklich, häufiger krank und macht mehr Fehler. Die Energie und Motivation, die uns zu produktiver, erfüllender Arbeit befähigt, verpufft so ziemlich schnell. Lange kann das so nicht weitergehen. Was also tun?

Bei vielen ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem sie eine radikale Veränderung herbeiführen. Oft kommt es dann zum Umschwung: Der alte Job wird aufgegeben und es wird nach einem neuen, passenden Lebensweg gesucht. Das kann die Selbstständigkeit sein, der Job, den man schon immer machen wollte, oder einfach das Setzen  neuer Prioritäten, durch eine Teilzeitstelle. Wer sich selbst motivieren möchte, sollte unbedingt diesen Artikel zu dem Thema lesen.

Ein Leben im unliebsamen Job muss nicht sein. Freizeit und Arbeit sollten eine sinnvolle Einheit ergeben und sich nicht gegenseitig ausschließen. Dies erfordet oft Mut, herauszufinden, wer man ist und was man wirklich will. Ziele und Prioritäten für das eigene Leben zu klären, gehört dazu. Dass diese für die meisten auf lange Sicht nicht “möglichst viel Geld” bedeuten können, muss dem ein oder anderen erst klar werden. Doch all das ist es am Ende wert.

Anne-Marie Schiede
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